Rohstoffe bilden das Fundament unserer globalen Wirtschaft. Sie sind die Bausteine, aus denen Autos, Smartphones, Lebensmittel und vieles mehr hergestellt werden. Von Energierohstoffen wie Öl und Gas über Edelmetalle wie Gold und Silber bis hin zu Industriemetallen wie Kupfer und Aluminium spielen Rohstoffe eine entscheidende Rolle in zahlreichen Branchen. Die Nachfrage nach Rohstoffen wird durch das weltweite Wirtschaftswachstum angetrieben, wobei Entwicklungen in den großen Volkswirtschaften wie den USA, der EU und China einen signifikanten Einfluss haben.
Rohstoffe gelten als attraktive Anlageklasse, da sie eine geringe oder negative Korrelation zu traditionellen Anlageklassen wie Aktien und Anleihen aufweisen. Dies macht sie zu einem effektiven Instrument zur Diversifikation eines Anlageportfolios und zur Absicherung gegen Marktschwankungen. Zudem bieten Rohstoffe die Möglichkeit, von spezifischen Entwicklungen und Trends in verschiedenen Branchen zu profitieren. Es kann demnach sehr sinnvoll sein, in Rohstoffe zu investieren.
Energierohstoffe
Energierohstoffe sind im Wesentlichen alle fossilen und nuklearen Brennstoffe, die zur Energieerzeugung genutzt werden. Neben Rohöl zählen auch Kohle, Gas und Uran zur Klasse der Energierohstoffe. Der nach wie vor wichtigste Energierohstoff, der auf den Märkten gehandelt wird, ist Rohöl.
Rohöl (Englisch: „crude oil“) ist der „Schmierstoff“ der modernen Wirtschaft. Sein Preis hat entscheidenden Einfluss auf die Konjunktur einer Wirtschaft. Liegt der Ölpreis niedrig, kurbelt das mitunter die Wirtschaft an und umgekehrt. Die wichtigsten Rohöl-Preise sind Brent (wichtigste europäische Ölsorte) und Western Texas Intermediate (kurz: WTI; wichtigste US-amerikanische Ölsorte). Der Ölpreis bezieht sich immer auf ein Barrel (159 Liter).
Edelmetalle
Neben Rohöl zählen vor allem Edelmetalle zu den wichtigsten Rohstoffen. Zu den Edelmetallen zählen vor allem Gold, Silber und Platin. Aber auch die Platinmetalle Ruthenium, Rhodium und Palladium sowie die Elemente Osmium und Iridium fallen unter diese Kategorie. Edelmetalle erfreuen sich bei Anlegern großer Beliebtheit. Vor allem Gold und Silber galten über Jahrhunderte hinweg als Tauschmittel und werden auf den Finanzmärkten aufgrund ihrer Wertstabilität geschätzt. Hinzu kommen industrielle Verwendungen in der Schmuckindustrie sowie in der Elektroindustrie.
Gold ist weltweit das am stärksten nachgefragte Edelmetall. Anleger investieren dabei entweder in physisches Gold (Barren und Münzen) oder in Papiergold (Goldaktien und Goldfonds). Letztere sind vor allem indirekte Investitionen in das Edelmetall, in dem ein Anleger beispielsweise Aktien eines Bergbauunternehmens kauft, das Gold abbaut. Es gibt klare Vor- und Nachteile einer Investition in Gold, die Anleger berücksichtigen sollten. Ein Vorteil: Der Goldpreis entwickelt sich häufig entgegengesetzt zu den Aktienkursen, so dass es ein gutes Mittel der Diversifikation des Portfolios sein kann.
Industriemetalle
Als Industriemetalle werden alle Metalle bezeichnet, die aufgrund ihrer Bedeutung eine eigene Industrie begründet haben. In einer weiter gefassten Definition werden allgemein industriell genutzte Metalle unter diesem Begriff zusammengefasst. Anwendung finden sie beispielsweise im Maschinenbau, der Automobilindustrie, Bauindustrie, Elektroindustrie, Stahlindustrie, Schmuckindustrie und nahezu allen Bereichen der Metall verarbeitenden Industrie.
Zu den wichtigsten Industriemetallen gehören Eisen, Aluminium, Kupfer, Bronze, Nickel, Zinn und Zink. Nickel wird in der Edelstahl-Herstellung benötigt sowie für Superlegierungen für Gasturbinen oder Düsentriebwerke. Bronze wird für elektrische Kontakte, Lagerschalen und Getrieberäder verwendet. Zink findet Verwendung für die Oberflächenvergütung und den Druckguss. Zinn wird als Korrosionsschutz im Weißblech oder bei Zylinderblöcken und in anderen Komponenten der Automobilindustrie verwendet.
Aluminium ist das in der Erdkruste am häufigsten vorkommende Metall und aus der modernen Industrie nicht mehr wegzudenken. Es findet Anwendung in der Automobilindustrie (z.B. moderne Karosserien), in der Verpackungsindustrie (z.B. Getränkedosen) oder in der Bauwirtschaft. Kupfer ist ebenfall eines der wichtigsten Industriemetalle. Kupfer wird zum Beispiel für elektrische Leiter und Wärmeaustauscher benötigt.
Kritische Metalle
Zu den kritischen Metallen zählen Lithium, Kobalt, Graphit, Wolfram und Seltene Erden. Kobalt ist essentieller Bestandteil für Batterien von Elektroautos. Lithium ist ein Kernbestandteil von Lithium-Ionen-Batterien, die in Laptops, Handys und Elektroautos zum Einsatz kommen. Graphit ist ein Mineral, das für die Herstellung von Elektroden verwendet wird, aber auch eine wichtige Rolle in der Stahl-Produktion einnimmt. Es wird auch für die Produktion von Batterien und Elektromotoren genutzt und lässt sich künstlich herstellen.
Aufgrund ihrer hohen Bedeutung für die Batterien-Herstellung zählen Kobalt und Lithium zu den aufsteigenden Rohstoffen und werden gelegentlich als das „Öl der Zukunft“ bezeichnet. Ebenfalls zu den Kritischen Metallen zählen die sogenannten Seltenen Erden. Dabei handelt es sich um 17 exotische Metalle, die stark begrenzt sind und in Schlüsseltechnologien eingesetzt werden. Sie werden etwa für die Herstellung von Spezialgläsern, Polituren, Plasmafernsehern, Elektromotoren, Hybridantrieben, Radargeräten und Windkrafträdern benötigt, um nur einige zu nennen. Sie werden zudem in der Medizin verwendet, vor allem als Kontrastmittel in der Radiologie.
Agrarrohstoffe
Agrarrohstoffe (Englisch: „soft commodities“) sind alle Rohstoffe, die in landwirtschaftlicher Produktion hergestellt werden und zur Nahrungsmittel- oder Futtermittelproduktion dienen. Sie werden auf Terminbörsen (auch Derivatebörse oder Optionsbörse) in Form von Futures-Kontrakten und Optionen gehandelt. Es handelt sich dabei um Transaktionen, die erst in der Zukunft abgewickelt werden. Bauern wollen sich damit gegen mögliche Preisverfälle absichern und Investoren versuchen durch Spekulation auf künftige Preise Profite zu erzielen.
Zu den wichtigsten Agrarrohstoffen zählen Getreidearten (Weizen, Roggen, Hirse, Hafer, Gerste, Mais, Triticale und Reis), Ölpflanzen (Soja, Raps, Erdnuss und Ölpalme) und Hackfrüchte (Kartoffeln, Zuckerrohr, Zuckerrübe und Maniok). Neben den genannten zählen auch nachwachsende Rohstoffe (schnellwachsende Hölzer, Chinaschilf, Baumwolle, Kautschuk) zu den Agrarrohstoffen, die beispielsweise zur Energiegewinnung aus Biomasse genutzt werden. Nicht in die Klasse der Agrarrohstoffe fallen dagegen forstwirtschaftliche Produkte wie Holz sowie alle Gemüse- und Obstarten, die vor allem für den direkten Verzehr gedacht sind.
Rohstoffpreise und Rohstoffindices
Wichtigster Preistreiber bei Rohstoffen ist das globale Wirtschaftswachstum. Wenn die weltweite Wirtschaft Konjunktur hat, werden mehr Rohstoffe nachgefragt und verarbeitet, was die Preise steigen lässt. Dabei sind besonders Entwicklungen in den großen Volkswirtschaften USA, EU und China auschlaggebend. Hinzu kommen Wetterphänomene, die vor allem die Preise von Agrarrohstoffen beeinflussen, da es zu durch Dürreperioden oder Überschwemmungen zu Ernteausfällen kommen kann.
Rohstoffpreise werden nicht allein durch die Nachfrage bewegt, sondern sind einer Vielzahl von Faktoren ausgesetzt. Rohstoff-Produzenten können immer nur mit etwas Verzögerung auf die veränderte Marktnachfrage reagieren. Deshalb spielen insbesondere die Produktionskapazitäten eine entscheidende Rolle bei der Preisbildung. Eine anziehende Nachfrage nach einem Industriemetall wie Kupfer führt beispielsweise unweigerlich zu einer Ausweitung der Explorationstätigkeit und mittelfristig zu erhöhter Produktion in Kupferminen. Dazwischen können jedoch Jahre vergehen, so dass die Preise mit ertheblicher Verspätung auf die Ausdehnung reagieren.
Es gibt verschiedene Rohstoff-Indices, die Anlegern einen guten Überblick über den Rohstoffmarkt geben. Relevant ist, wenn man in Rohstoffe investieren möchte, vor allem der seit 1991 berechnete und stark auf Energie fokussierte S&P GSCI. Darin sind 24 Rohstoffe enthalten und die Zusammenstellung wird jedes Jahr an die Fördermenge angepasst. Außerdem gibt der J.P. Morgan Commodity Curve Index (JPMCCI) einen guten Überblick über die weltweite Entwicklung der Rohstoffpreise. Ebenfalls viel beachtet sind der CRB-Index von Thomson Reuters, der Bloomberg Commodity Index und der Rogers International Commodity Index (RICI).
Über eine Warenterminbörse wie die Chicago Mercantile Exchange kann man beispielsweise in Rohstoffe investieren. Dort werden sogenannte Termingeschäfte abgeschlossen, das heißt, alle möglichen Waren werden zu einem bestimmten Zeitpunkt in der Zukunft gehandelt (Futures-Markt). Gehandelt werden dort neben Agrarrohstoffen auch Nutztiere gehandelt. Die Kontrakte an Terminbörsen sind sowohl hinsichtlich Liefermenge, Liefertermin als auch Qualität der Waren standardisiert. Auch der Verlade- und Erfüllungsort des Kontraktes sind fest definiert. Da es hierbei jedoch um den Handel mit echten, physischen Rohstoffen geht, sind Warenterminbörsen für Privatanleger gänzlich ungeeignet.
Für Privatanleger kommen dagegen eher Rohstoffaktien in Frage. Dabei handelt es sich um Aktien von Unternehmen, deren Geschäft mittel- oder unmittelbar mit der Produktion oder dem Handel von Rohstoffen zusammenhängt. Ein populäres Beispiel wäre der Schweizer Konzern Glencore, der weltgrößte Rohstoffhändler. Zu den größten Bergbau-Unternehmen zählt der australisch-britische Konzern BHP Billiton Plc., der sich auf die Förderung von Eisenerz, Erdgas, Kupfer und Kohle spezialisiert hat. Ebenfalls zu den größten Bergbau-Unternehmen gehören die Unternehmen Rio Tinto, Anglo American Plc. und Mondi Plc. Doch Rohstoffaktien sind sehr volatil und setzen ein hohes Maß an Investmenterfahrung voraus.
Weitere Möglichkeiten für Privatanleger, von Wertentwicklungen bei Rohstoffen zu profitieren, sind sogenannte Differenzkontrakte (Englisch: Contract for Difference, kurz: CFD). Bei einem Differenzkontrakt partizipiert der Anleger direkt an der Entwicklung des Rohstoffpreises, besitzt diesen aber nicht physisch. Es handelt sich dabei jedoch um hochspekulative und hochriskante Finanzprodukte, da hierbei die Gefahr besteht, durch eine Nachschusspflicht über den Totalverlust hinaus Geld zu verlieren.
Schließlich gibt es für Privatanleger noch die Möglichkeit, über Zertifikate in beinahe jeden Rohstoff zu investieren. Zertifikate sind Schuldverschreibungen, die über derivative Komponenten verfügt, so dass ihre Wertentwicklung von der Wertentwicklung anderer Finanzprodukte abhängt. Sie sind nicht festverzinst, sondern lassen den Anleger an Erfolg und Misserfolg eines Börsengeschäfts partizipieren. Es handelt sich also auch hierbei um hochspekulative Finanzprodukte, die sich nur für sehr Profi-Anleger eignen. Sie sind mit einem Emittentenrisiko verbunden sind. Das bedeutet, wenn die Bank, die das Zertifikat ausgegeben hat, Pleite geht, ist das Zertifikat wertlos.
Rohstoff-Investments bieten attraktive Renditechancen, bergen jedoch auch erhebliche Risiken. Sie sind insbesondere für erfahrene Anleger geeignet, die sich der Volatilität und Komplexität des Rohstoffmarktes bewusst sind. Eine sorgfältige Diversifikation über verschiedene Rohstoffe und Anlageinstrumente ist entscheidend, um das Risiko zu streuen und langfristige Renditen zu erzielen. Letztendlich sollten Rohstoffe als Ergänzung, jedoch nicht als alleinige Basis eines Anlageportfolios betrachtet werden.
Stand vom 16.05.2024 13:02