Fragt man professionelle Wagniskapitalgeber, worauf sie vor ihrem Investment am meisten achten, so wird die Antwort in den meisten Fällen lauten: Auf das Team. Denn ein großartiges Team kann ein durchschnittliches Produkt zum Erfolg führen, ein durchschnittliches Team aber kann auch mit einem großartigen Produkt scheitern. Profis schauen zunächst danach, ob die Gründer über die notwendige Erfahrung in ihrem Bereich verfügen. Darüber hinaus sollte jemand im Gründerteam sein, der das nötige Wirtschaftskenntnisse und idealerweise sogar erste Managementerfahrungen vorweisen kann. So wird es häufig als Vorteil angesehen, wenn im Team ein Seriengründer ist, also jemand, der bereits ein oder mehrere Unternehmen ins Leben gerufen hat, auch wenn diese gescheitert sind.
Vor einer Investition in ein Startup ist die Kernfrage: Was ist das Produkt oder die Dienstleistung, die das Startup anbietet? Als Anleger sollte man das Produkt schnell verstehen. In wenigen Sätzen sollte sich dabei erklären, was daran neu ist oder welches Problem es für den Kunden löst Dabei können Investoren möglicherweise auch schon das Wachstumspotenzial abschätzen, etwa in dem das Produkt durch weitere Funktionen erweitert werden kann. Auch markenrechtliche Fragen sind hierbei wichtig: Ist das Produkt patentgeschützt oder kann es einfach kopiert werden?
Das Produkt oder die Dienstleistung allein sind nicht entscheidend. Wichtig ist auch, wie das Startup plant, daraus Gewinne zu erzielen. Diese müssen nicht unbedingt in den ersten Jahren fließen, aber es sollte ein klare Geschäftsidee erkennbar sein. Dafür lohnt der Blick in den Businessplan. Ein Businessplan enthält ein Konzept zur Monetarisierung der Geschäftsideen. Nur wenn der Businessplan plausibel erscheint, lohnt der Einstieg für Investoren. Wichtig ist auch die Skalierbarkeit der Geschäftsideen. Die Frage lautet: Kann das Startup schnell und kostengünstig neue Kunden gewinnen? Bei digitalen Geschäftsideen ist dieser Punkt häufig gegeben, da sie ohne großen finanziellen Mehraufwand neue Kunden im Ausland gewinnen können.
Wettbewerb belebt das Geschäft, frisst aber auch Ressourcen. Unternehmen sind daher bestrebt, ihrer Konkurrenz immer einen Schritt voraus zu sein. Die hundertste Taxi- oder Essensliefer-App braucht kein Kunde, wenn sie ihm nicht einen entscheidenden Mehrwert bietet. Was ist also das Alleinstellungsmerkmal des Startups, dass es von der Konkurrenz abhebt? Was sichert ihm den Vorsprung, am besten über einen langen Zeitraum? Der Startup-Gründer und Wagniskapitalgeber Peter Thiel sagte einmal, eine neue Technologie müsse einen Vorsprung um den Faktor 10 vor seiner schärfsten Konkurrenz haben, um seine Interesse anzuziehen. Denn Thiel investiert nur dann, wenn das Startups das Potenzial hat, den Löwenanteil seines Marktes zu übernehmen.
Das führt uns direkt zum nächsten Punkt: Der Markt sollte eine ausreichende Größe haben, um auch langfristig interessant zu bleiben. Ein Nischenprodukt hat es auf lange Sicht deutlich schwerer als ein Produkt, das einen Massenmarkt bedient. Dabei kommt es natürlich auch auf zukünftige Trends an, die in der Gegenwart nur schwer abzuschätzen sind. So ist der Markt für Softwareprodukte und –dienstleistungen rund um das Thema Künstliche Intelligenz (KI) heute noch überschaubar, weil die Technologie noch in den Kinderschuhen steckt. Doch mittelfristig wird sie fast alle Wirtschaftsbereiche umkrempeln, der Markt für potentielle Kunden ist also riesig. Glaubt man den renommierten Wirtschaftsberatern von McKinsey werden in zehn Jahren schon 130 Milliarden Dollar mit KI-Produkten umgesetzt – und zwar jedes Jahr. Ein weiterer Punkt, der hierbei eine wichtige Rolle spielt, ist die Zielgruppe. Hat das Startup seine Zielgruppe korrekt identifiziert? Ist die Gruppe vielleicht zu weit oder zu eng gefasst?
Jeder Investor sollte sich einen ausgiebigen Überblick über die Finanzzahlen des Startups verschaffen. Dabei steht zunächst die Frage im Fokus, ob die Planung realistisch und belastbar ist. Da Startups in der Regel in den ersten Jahren noch keine großen Umsätze erzielen, sondern erst einmal Investitionen tätigen, fehlen belastbare Ausgangswerte. Das macht auch die Unternehmensbewertung im Bereich Wagniskapital zu einer Herausforderung. Das Startup sollte daher verständlich und einfach erklären können, woher der künftige Umsatz stammen soll. Eine Kennzahl, die Investoren in jedem Fall im Auge behalten sollten, sind die geplanten Cashflows. Sie sind der Blutkreislauf eines Unternehmens und eignen sich für die Prognose der Unternehmensentwicklung besser als geplante Umsätze oder Profite. Wirtschaftsprofessor Alfred Rappaport sagte dazu einst: „Cash Flows sind Fakten, Profite sind Meinungen.“ Darüber hinaus sollten Investoren auf die branchentypischen Kennzahlen achten. Bei einem Versandhändler sind das beispielsweise Lager- und Transportkosten im Verhältnis zum Umsatz, bei einem Hardware-Startup vielleicht eher Produktions- und Vertriebskosten.
Erfahrene Investoren achten genau auf die Konditionen, zu denen das Investment angeboten wird. Dabei kommt es ihnen neben der Unternehmensbewertung vor allem auf die Beteiligungsquote an. Beide Punkte sind das Ergebnis ausgiebiger Verhandlungen zwischen der Plattform und dem Startup. Investing-Plattformen wie Companisto möchten den Investoren immer ein möglichst attraktives Angebot präsentieren und sind daher darum bemüht, eine möglichst niedrige Bewertung zu erzielen. Sie achten in den Verhandlungen auch auf die Höhe der Beteiligung. Die angebotene Beteiligung sollte zwischen 5 und 30 Prozent liegen. Denn da es sich beim Investing oftmals um Frühphasen-Finanzierungen handelt, muss noch Spielraum für den Einstieg späterer Investoren bleiben. Oder anders ausgedrückt: Wenn der ganze Kuchen zu früh verteilt wird, hat am Ende keiner etwas davon.
Neben dem Gründerteam ist auch das Netzwerk des Startups von Bedeutung. Befinden sich beispielsweise noch Experten im Beirat, die das Startup mit Knowhow unterstützen können? Dazu zählen sowohl Wissenschaftler als auch Mentoren, die ihre wertvollen Erfahrungen in den Bereichen Firmengründung und Management weitergeben. Außerdem sind professionelle Co-Investoren wie Business Angels, Investmentfonds oder Venture-Capital-Geber immer ein großer Pluspunkt. Diese führen in der Regel eine detaillierte Risikoprüfung durch. Und auch wenn professionelle Investoren sich natürlich auch täuschen können, so stellt ihr Einsteigen doch eine Art Vertrauenssiegel dar. Außerdem verfügen sie meistens über weitreichende Netzwerke, über das sie ihren Gründern unter die Arme greifen können.
Ab einer eingesammelten Summe von 100.000 Euro gilt eine Finanzierungsrunde bei Companisto als erfolgreich. Die Startups setzen ihren Finanzierungsbedarf in der Regel jedoch deutlich darüber an. Daher müssen sie erklären, wofür sie die Mittel aus dem Investing verwenden wollen. Diese Erklärung kann auch für Investoren sehr aufschlussreich sein. Soll das Geld vorwiegend in Marketingmaßnahmen fließen? Oder werden erstmal die Produktionskapazitäten ausgebaut? Sollen neue Märkte mit den Geldern erschlossen werden? Oder sollen neue Mitarbeiter eingestellt werden? Je nach Geschäftsmodell sind unterschiedliche Punkte wichtig, doch anhand der Priorisierung können erfahrene Investoren schon erkennen, ob die Gründer wissen, was sie tun oder ob sie eher im Blindflug unterwegs sind.
Wenn ein Anleger eine Investition in ein Startup getätigt hat, stellt sich darauf die Frage nach der Besteuerung von Gewinnen und Verlusten aus dieser Kapitalanlage. Dabei kommt es darauf an, aus welchem Land der jeweilige Investor steuerpflichtig ist. In Deutschland unterliegen Ausschüttungen aus Investitionen in Startups grundsätzlich der Kapitalertragssteuer in Höhe von 25 Prozent sowie dem Solidaritätszuschlag in Höhe von 5,5 Prozent auf die Kapitalertragsteuer. Für Privatpersonen besteht keine Möglichkeit, Verluste steuerlich abzusetzen. Bei einer Investition über eine Kapitalgesellschaft (GmbH oder UG) dagegen können auch Verluste steuerlich abgesetzt werden. Wir haben für die steuerliche Behandlung eigens einen Steuerleitfaden erarbeitet.
Stand vom 14.05.2024 13:01