Ein Artikel über ETFs auf einem Blog, der sich an Venturekapitalisten richtet? Was soll das? Sind ETFs nicht die Antithese des Crowdinvestings? Korrekt.
Was soll dann ein Risikokapitalgeber mit ETFs?
Das Zauberwort heißt Diversifikation, der einzige Free Lunch des Kapitalmarkts oder wie Merton Miller, Nobelpreisträger für Wirtschaftswissenschaften (1990), es ausdrückte, der "beste Freund des Anlegers".
Wenn Sie die beiden Assetklassen Risikokapital und Indexing kombinieren, erhöhen Sie Ihre Erfolgschancen, da die Assetklassen Aktienmarkt und Venture Capital langfristig eine signifikante negative Korrelation aufweisen.
Außerdem stauben Sie noch ein paar operative Vorteile ab.
Indexing arbeitet nach dem Prinzip Sokrates: "Ich weiß, dass ich nichts weiß." Ein Indexer glaubt weder an Markttiming (ich weiß, wann es Zeit ist zu kaufen und wann man besser verkauft) noch an Stockpicking (das wird die Gewinneraktie des Jahres).
Wer nicht weiß wann und was er kaufen soll kauft einfach alles und behält es. Wer alles kauft hat mit Sicherheit die kommenden Gewinner auch im Depot und wer danach nicht mehr verkauft, ist mit Sicherheit auch an den 10 Tagen im Jahr investiert, an denen die Jahresrendite gemacht wird. J.P. Morgan hat festgestellt: Die langjährige Marktrendite kriegt nur, wer immer mitspielt. Wer die zehn besten Tage im Jahr verpasst, erhält nur noch zwei Drittel der maximal möglichen Rendite (6,1% statt 9,5%).
Dieses Vorgehen ist extrem prognosearm. Ein Indexer braucht nur einen Glaubenssatz: Langfristig steigen die Kurse. Er muss nicht darauf hoffen, dass ein bestimmter Politiker die Wahl gewinnt und dann wie Trump den Fossilien verbrennenden Sektor privilegiert oder dass eine klinische Vorstudie das hält, was sie verspricht.
Das Depot eines Indexers ist weitestgehend murphy-frei. Sie wissen schon, der Murphy, der behauptet: Alles was kaputtgehen kann, wird auch eines Tages kaputtgehen. Das Depot eines Indexers enthält keine Illusionen, die zerplatzen können. Er hält den Markt und bekommt die Marktrendite abzüglich sehr moderater Kosten.
Der Deal ist: Einfach herumsitzen und jedes Jahr den Durchschnitt kassieren. Das ist einer der operativen Vorteile, die ich oben erwähnt habe: Sie müssen nicht viel tun, um die Marktrendite zu bekommen. Überall sonst müssen Sie aktiv werden, um Ihre Chancen zu wahren. Hier nicht. In meinen Augen ein Geschenk des Himmels für den allzeit beschäftigen Menschen des 21. Jahrhunderts.
Worauf müssen Sie bei der Zusammenstellung Ihres Depots achten? Ein gutes Depot genügt drei Kriterien
Das klappt nur, wenn es ein übergeordnetes Regime gibt. Wie beim Fußball: Jeder muss wissen wo sein Platz ist. Das was beim Fußball der Trainer ist, ist bei den ETFs der Index. Der Index gibt vor, auf welcher Position der ETF spielt. Ein Europa-ETF wird nie Coca Cola enthalten und ein S&P 500 kauft nicht in Argentinien ein. Firmen wie MSCI oder FTSE haben in jahrzehntelanger Arbeit Index-Baukästen entwickelt. Diese Indizes sind die Lego-Steine, mit denen Sie Ihr Depothaus zusammenbauen.
Im ETF-Bereich geht's zu wie im Joghurtregal. Jeder entwickelt Produkte auf Teufel komm raus, nur um sich möglichst breit zu machen. Die meisten ETF-Innovationen sind so lecker wie Milchprodukte in der Geschmacksrichtung "Salz-Pistazie".
Sie brauchen nur diese Indizes:
Das ergibt diese Depots
Alle Depots gehorchen den drei oben angegebenen Kriterien. Die gewichtete Kostenquote liegt zwischen 0,2% und 0,5%. Ein konkurrenzloses Preis/Diversifikation-Verhältnis.
Das ist egal. Die ähneln sich wie ein Ei dem anderen. Suchen Sie sich den ETF aus, der Ihnen am besten gefällt.
Die Auswahl des ETFs ist nur für 5% des Anlageerfolgs verantwortlich (Quelle: Steinbeis Research Center for Financial Services, München). Wir leben in einer Überflussgesellschaft. Wer da nicht wirbt, stirbt. Kein Wunder, dass die Produktauswahl überbewertet wird, während die Strategie ein Schattendasein fristet.
Über den Autor:
Wer bin ich? Mein Name ist Albert Warnecke, Jahrgang 1966, Ingenieur, Rheinländer, Bier statt Wein, bald 25 Jahre verheiratet, drei Kinder, vielseitig interessiert und seit 20 Jahren an der Börse aktiv. Eine formale Ausbildung als BWLer oder Banker kann ich nicht vorweisen, wohl aber eine Menge Lebenserfahrung und Fehltritte in Finanzdingen. Ich kümmere mich seit rund zehn Jahren erfolgreich selbst um die Familienfinanzen und möchte mein Wissen mit Ihnen teilen. Begonnen hat alles Anfang 2014 mit meinem Blog Der Finanzwesir. Im November 2015 haben Bloggerkollege Daniel Korth und ich die erste Folge unseres Podcasts Der Finanzwesir rockt veröffentlicht. Auch außerhalb meines Blogs sind meine Texte gefragt. Seit zwei Jahren schreibe ich unter anderem regelmäßig für das Geld-Magazin der ZEIT sowie für ZEIT Online. Auch im Magazin STERN werde ich als "Geldexperte" zitiert.
Stand vom 22.02.2018 17:18