Dr. Erwin Stahl ist der Geschäftsführer von BonVenture. Der professionelle VC hat sich auf die Fahnen geschrieben, Investments in Geschäftsmodelle zu tätigen, die einen gesellschaftlichen, sozialen oder ökologischen Nutzen erfüllen.
Mit MeineSpielzeugkiste investieren Companisto-Investoren und BonVenture das erste Mal gemeinsam zu gleichen Konditionen. Wir haben Herrn Dr. Stahl zu seinen Erfahrungen bei der Co-Finanzierung mit Companisto gesprochen.
Cristin Liekfeldt: Herr Dr. Stahl, warum investieren Sie in Startups?
Dr. Erwin Stahl: Wir sind spezialisiert auf die Anbietung von Fonds, die Neugründungen unterstützen, Kapital aufzunehmen. Dabei konzentrieren wir uns darauf, diese Startups zu fördern, die einen positiven gesellschaftlichen Nutzen leisten. Wir investieren daher in die positive Veränderung unserer Gesellschaft.
Cristin Liekfeldt: Was unterscheidet Sie von klassischen VCs?
Dr. Erwin Stahl: Wir nennen unser Modell von Investments Impact Investing. Dadurch dass wir keine reine Seedinvestments tätigen, haben wir den Fokus ganz klar auf den Aufbau von Unternehmen fokussiert. Natürlich erwarten wir dabei auch eine finanzielle Rendite, aber einem durchschnittlichen VC ist der Impact bei Startup-Investments ziemlich egal. Wir suchen nicht unbedingt nach Einhörnern, wie suchen nach Startups, die etwas bewegen.
Cristin Liekfeldt: Wie sind Sie auf MeineSpielzeugkiste gestoßen und warum investieren Sie in das Unternehmen?
Dr. Erwin Stahl: Wir haben MeineSpielzeugkiste durch unser Netzwerk kennengelernt. Die beiden Gründer haben eine Finanzierung bei einem unserer Netzwerkpartner angefragt, der uns dann darauf aufmerksam gemacht hat. MeineSpielzeugkiste hat uns aus zwei Gründen überzeugt: Neben dem soliden Geschäftsmodell gibt es ganz klar einen ökologischen und auch einen sozialen Nutzen. Durch den Verleih und die Wiederverwendung von Spielzeug werden CO-Einsparungen in der Produktion und im Transport erreicht. Diese Einsparungen schonen signifikant Ressourcen. Weiterhin stellt das Startups auch den sozial schlechter gestellten Familien eine größere Auswahl von Spielzeug zur Verfügung, die sich die Eltern nicht leisten könnten.
Cristin Liekfeldt: Was verbinden Sie mit Crowdfunding und Crowdinvesting?
Dr. Erwin Stahl: Ich hatte von Crowdinvesting und Crowdfunding schon vor der Finanzierung von MeineSpielzeugkiste gehört, es war allerdings nicht gerade mein Lieblingsthema. Wir als VCs haben ein strenges Regelwerk mit wenig Flexibilität. Wir können uns bei der Finanzierung von Startups nicht sehr verbiegen. Daher war mein Eindruck, dass sich Co-Finanzierungen mit der Crowd nicht unbedingt eignen.
Cristin Liekfeldt: Hatten Sie schon Erfahrungen mit Co-Finanzierungen über die Crowd? Und was ist ihr Eindruck von der Kampagne?
Dr. Erwin Stahl: Eigene Erfahrungen mit Crowdinvestoren habe ich vorher noch keine gesammelt. Ich erinnere auch keine Bekannten oder Partner, die von Erfahrungen hier berichten können. Die Finanzierungsrunde auf Companisto lief sehr gut und die Gründer waren optimistisch, dass sie ihr Ziel auch erreichen. Sie haben ja bereits schon zwei Mal Erfahrung auf Companisto sammeln können. Für uns war vor allem wichtig, dass die Gesamtfinanzierung gesichert ist.
Cristin Liekfeldt: Gibt es Verbesserungsvorschläge für die optimale Verzahnung von klassischen Venture Capital und Crowdinvesting in Co-Finanzierungsrunden?
Dr. Erwin Stahl: Die Plattformen können die Rolle der Kommunikation noch mehr ausbauen. Wenn Startups die Möglichkeiten der Crowd nutzen und die Investoren tatsächlich bereit sind, „ihrem“ Startup auch bei der Neukundenakquise und bei der Mund-zu-Mund-Werbung zu helfen, wäre dies ein enormer Vorteil.
Cristin Liekfeldt: Vielen Dank für das Interview, Herr Dr. Stahl.