Seit vorgestern hat er die Arbeit aufgenommen: der Bundesverband für Crowdfunding e.V. 22 Mitglieder aus den unterschiedlichen Crowdfunding-Plattformen sind bereits dabei, darunter Aescuvest, Bettervest oder Fundernation. Klar, dass Companisto da nicht fehlen darf!
Tamo Zwinge, einer unserer beiden Geschäftsführer, ist Vorstandsmitglied und zuständig für Regulierung und Recht. Mich würde interessieren, wie die Arbeit im Verband aussehen wird und inwiefern das Auswirkungen für uns und euch Investoren haben wird und hab einfach mal nachgefragt.
Was haben wir denn von dieser Interessenvertretung zu erwarten? Was sind eure Ziele, Tamo?
Der Verband soll vor allem Öffentlichkeitsarbeit für Crowdfunding machen und unsere Interessen gegenüber der Politik und den Medien vertreten. Wir haben Standards für Crowdfunding-Plattformen formuliert, an die sich unsere Mitglieder halten sollen. Die Branche ist noch jung, nichtsdestotrotz ist es wichtig, professionell und transparent zu arbeiten. Wir wollen einheitlich auftreten und gemeinsam an Verbraucherschutz und europäischer Förderung für Crowdfunding arbeiten. Dabei liegt uns der Investorenschutz besonders am Herzen. Datenerhebungen und Statistiken zum Crowdfunding-Markt in Deutschland und Europa sind ebenfalls geplant.
Crowdfunding wird als Investitionsmöglichkeit in Startups anerkannter und wichtiger, gerade angesichts der Null-Zins-Politik. Dabei könnte die Politik noch viel mehr Unterstützung leisten und Investoren motivieren, als sie es bisher tut. Direkt in den Dialog mit der Politik zu treten ist der erste Schritt dabei.
Es gab vor einiger Zeit Zweifel an der Zukunft von Crowdfunding. Es sei nur ein Trend, der vorbei gehen würde. Beweist ihr mit einer Interessenvertretung jetzt das Gegenteil?
Naja, über das Internet haben auch Leute gesagt, das wäre ein Trend und würde sich nicht durchsetzen. Und ähnlich verhält es sich mit Crowdfunding. Wir verfolgen die Entwicklung dieser Finanzierungsform ja auch in eigenem Interesse aufmerksam mit und sie wird immer wichtiger für junge Unternehmen. 2015, drei Jahre nach unserer Gründung, sind wir aktivster privater Wagniskapitalgeber in Deutschland gewesen – gemessen an den Finanzierungsrunden.
Jedes Jahr tauchen dutzende neue Plattformen auf – ich denke, wir müssen niemandem beweisen, dass Crowdfunding eine Finanzierung mit Zukunft ist. Wir fördern das Wirtschaftswachstum, indem wir Unternehmern Starthilfe leisten. Wichtig ist, dass wir geschlossen dafür einstehen, die besten Bedingungen für Investoren und Finanzierer zu schaffen. Deshalb der Bundesverband.
Du leitest eine Arbeitsgruppe Evaluierung Kleinanlegerschutzgesetz. Wollt ihr das Gesetz verändern oder zukünftige Regelungen beeinflussen?
Es geht im ersten Schritt einmal darum als Branche festzustellen, wie sich das Kleinanlegerschutzgesetz in der Praxis bewährt hat und an welchen Stellen Nachjustierungen sinnvoll sein können. Diese Praxiserfahrungen können nur aus der Crowdinvesting-Branche selbst kommen und dienen dann hoffentlich dem Gesetzgeber als Grundlage für weitere Überarbeitungen.
Wir haben ja schon länger mit der Politik zusammengearbeitet und konnten so quasi „das Schlimmste“ im Bereich Kleinanlegerschutzgesetz verhindern. Was sind die nächsten Themen, die es auszuhandeln gilt?
Wir haben mehrere Themen auf der Agenda. Wir arbeiten unter anderem gerade an Positionspapieren zu europäischen Förderung von Crowdfunding im Rahmen der Europäischen Kapitalmarktunion. Im Bereich Crowdinvesting möchten wir vor allem erreichen, dass die Investoren ähnlich wie Business Angels steuerliche Vorteile bekommen können. Diese können für Wagniskapital zum Beispiel eine Invest-Förderung beantragen, und bekommt 20% seiner Investitionssumme zurückerstattet. Crowdinvestoren sind davon allerdings noch ausgeschlossen. Einen ähnlich motivierenden Anreiz wollen wir aber auch für Crowdinvestoren erreichen!
Vielen Dank für den kurzen Einblick, Tamo! Gutes Gelingen für eure gemeinsame Arbeit! Halte uns auf dem Laufenden!