Die Geschichte von Ada Lovelace beginnt mit den finanziellen Schwierigkeiten ihres Vaters, George Gordon Byron.
Lord Byron, einer der wichtigsten Autoren der englischen Romantik, ist ein zur Verschwendung neigender Freigeist, der sich durch ein aufbrausendes Temperament und wechselnde Affären mit Männern und Frauen auszeichnet.
Als Byron schließlich nach neuen Eskapaden fast mittellos dasteht, sieht er sich nach einer geeigneten (und entsprechend wohlhabenden) Heiratskandidatin um. Gerüchte um ein inzestuöses Verhältnis zu seiner Halbschwester drängen ihn zusätzlich zu einer schnellen Heirat mit einer gesellschaftlich anerkannten Dame, die seine Reputation wieder herstellen soll. Seine Wahl fällt auf die Nichte seiner Vertrauten Lady Melbourne – Anne Isabella Milbanke.
Annabella – so wird sie gerufen – lehnt den ersten Antrag ab, nimmt jedoch bei Lord Byrons zweitem Versuch an, 1815 heiraten beide. Doch während Lord Byron Lebemann, Fantast und Künstler ist, lässt sich Annabellas Charakter viel eher als rational und ernsthaft beschreiben.
Im Dezember wird ihre Tochter Augusta Ada geboren.
Doch die andauernden Auseinandersetzungen zwischen ihren Eltern enden im Streit: Annabella will das Verhältnis ihres Mannes zu seiner Halbschwester nicht mehr tolerieren, nimmt Ada und zieht aus. Fortan leben die beiden bei Annabellas Eltern in Kirkby Mallory mitten in England.
Annabella, die ein ausgeprägtes Interesse an Mathematik und den Naturwissenschaften hat, befürchtet, dass Ada das volatile Gemüt ihres Vaters geerbt hat. Deshalb verordnet sie ihr schon mit vier Jahren ein strenges naturwissenschaftliches Studium, lässt sie stundenlang ruhig im Bett liegen, damit sie die Selbstkontrolle lernt und schafft mit Aufpasserinnen ein Kontrollsystem um die junge Aristokratin.
Diese hat zwar die Hochbegabung ihrer Mutter geerbt, ist allerdings auch die Tochter ihres Vaters. Von diesem hat sie Fantasie und das Interesse für die Poesie bekommen. Mit 16 Jahren fühlt sie sich so eingeengt, dass sie Flugapparate erfindet, die sie Krähenflügeln nachempfindet, um ihrem Gefängnis zu entkommen. Schließlich verliebt sie sich in ihren Hauslehrer und will mit ihm durchbrennen. Doch das Vorhaben der beiden wird entdeckt und das Studium noch strikter.
Wenig später lernt Ada Byron die schottische Mathematikerin und Astronomin Mary Somerville kennen. Diese führt sie in die Kreise der Londoner Wissenschaftler ein. Frauen dürfen zu Beginn des 19. Jahrhunderts weder studieren, noch Bibliotheken besuchen. Doch als Ada einige Wissenschaftler kennenlernt, saugt sie deren Erkenntnisse zur Mathematik und Physik, aber auch Reiseberichte aus fernen Ländern und philosophische und logische Diskurse förmlich auf.
Sie hört schließlich einen Vortrag des Erfinders und Mathematikers Charles Babbage, der über eine neuartige Rechenmaschine referiert. Ada ist fasziniert und wird Babbages Schülerin. Während Babbage die Maschine für Kalkulationen nutzen will, erkennt Ada in ihr eine poetische Wissenschaft: Die Maschine könnte viel mehr verarbeiten als nur Zahlen, wie etwa Bilder, Symbole oder Text.
„Ada´s Liebe für Poesie und Mathematik ermöglichte ihr, das Potenzial in einer ‚Rechenmaschine‘ zu sehen." - Walter Isaacson
„Ada´s Liebe für Poesie und Mathematik ermöglichte ihr, das Potenzial in einer ‚Rechenmaschine‘ zu sehen. Sie war ein Beispiel für die Ära der romantischen Wissenschaft, die durch lyrischen Enthusiasmus für Erfindungen und Entdeckungen charakterisiert war“, beschreibt Walter Isaacson in seinem Buch 'The Innovators'.
„Die Zeit damals ist unserer nicht unähnlich. Die Fortschritte der Industriellen Revolution, darunter die Dampfmaschine, der Telegraf oder der mechanische Webstuhl, transformierten das 19. Jahrhundert in einer ähnlichen Art und Weise wie die Digitale Revolution mit dem Internet, dem Mikrochip und dem Internet unsere Zeit heute. Herzstück der beiden Ären waren die Wegbereiter, die Vorstellungskraft und Leidenschaft mit wundersamer Technologie kombinierten.“
Als Ada Byron 19 Jahre alt ist, lernt sie den Mathematiker William King kennen und heiratet ihn. Kurz darauf wird William King zum Earl of Lovelace ernannt. Augusta Ada Byron wird Ada Lovelace.
William geht für Ada in die für Frauen verbotenen Bibliotheken, lässt sich in die Royal Society aufnehmen und schreibt Artikel für sie ab. Ada bekommt kurz nacheinander drei Kinder und kann sich immer weniger der Mathematik und der Wissenschaft widmen, da sie mit der Kinderbetreuung mehr als beschäftigt ist.
Frustriert wirft sie sich in gesellschaftliche Ereignisse und einige Affären, widmet sich jedoch weiterhin privaten Studien der Mathematik und Naturwissenschaften.
1843 übersetzt sie Luigi Menabreas Abhandlung über die „Analytical Engine“ von Charles Babbage. Ihr Werk wird mehr als doppelt so lang wie das Originaldokument. Ihre „Notes“, ihr Lebenswerk, beinhalten einen schriftlichen Plan, wie die Maschine mit einem Code programmiert werden kann, das Bernoulli-Zahlen berechnet. Die Aufzeichnungen gelten als der erste Algorithmus, der von einem Computer ausgeführt hätte werden können – und damit als das erste Computerprogramm der Welt.
Doch Babbages Computer wird zu seinen Lebzeiten nie fertig gestellt. Ständig ändert der Erfinder seine Pläne und stößt schließlich auch an finanzielle Grenzen. Das britische Parlament stellt die Unterstützung seiner Forschungen ein.
Mit nur 36 Jahren stirbt Ada Lovelace an Krebs.
Ihre Leistungen bleiben für ein ganzes Jahrhundert nicht mehr als eine Fußnote in den Annalen der Wissenschaft.
Erst als 1953 das Buch „Faster Than Thought: Ein Symposium über Digitale Rechenmaschinen” von B.V. Bowden erscheint, entdeckt die Wissenschaft Ada Lovelace wieder. In den 1970er Jahren entwickelt das amerikanische Verteidigungsministerium eine Programmiersprache, die hunderte anderer Sprachen, die das Militär zu dieser Zeit nutzt, ersetzen soll.
Auch ein halbes Jahrhundert später wird diese Programmiersprache auf der ganzen Welt für Echtzeit-Anwendungen in der Luft- und Raumfahrt, der Infrastruktur, dem Gesundheits-, Finanz- und Transportwesen eingesetzt werden:
Ihr Name ist Ada.