Eigenkapital und Fremdkapital

Anlageformen und Strategien

Kapitalarten zur Unternehmensfinanzierung

Von Jana Biesterfeldt
5 Minuten Lesezeit

Eigenkapital und Fremdkapital sind elementare Begriffe aus der Unternehmensfinanzierung.

Diese Kapitalarten stellen zwei unterschiedliche Beteiligungsformen für Kapitalgeber dar. Zusammen bilden das Fremd- und Eigenkapital das Gesamtkapital eines Unternehmens.

Für die Finanzierung eines Unternehmens haben Eigenkapital und Fremdkapital jeweils Vor- und Nachteile für die Unternehmen als auch für Investoren.   

 

Eigenkapital (Englisch: equity) ist Kapital, welches einem Unternehmen von seinen Gesellschaftern (Eigenkapitalgeber) zur Verfügung gestellt wurde. Es ist somit ein Finanzierungsmittel des Unternehmens. Es ist der Teil des Vermögens eines Unternehmens, der noch bleibt, wenn alle Schulden und Verbindlichkeiten abgezogen wurden. Zum Eigenkapitel gehören Bankguthaben, Aktien und auch Immobilien.

Bei der Gründung eines Unternehmens entsteht Eigenkapital durch Bar- oder Sacheinlagen der Gesellschafter. Bei einer Aktiengesellschaft (AG) muss das Eigenkapital laut Aktiengesetz (AktG) mindestens 50.000 Euro betragen. Bei einer GmbH sind es 25.000 Euro. Dies ist gesetzlich festgeschrieben.

Auf unbefristete Zeit überlassen die Gesellschafter dem Unternehmen durch ihre Investition Eigenkapital. Diese können ihre Anteile nicht vorzeitig aus dem Unternehmen abziehen. Eigenkapital kann bei bereits bestehenden Unternehmen auf unterschiedliche Weise generiert werden, unter anderem durch eine Kapitalerhöhung.

Um das Eigenkapital eines Unternehmens zu erhöhen, verkaufen die Gesellschafter Anteile am Unternehmen an außenstehende Investoren und machen sie dadurch ebenfalls zu Gesellschaftern des Unternehmens. Das Eigenkapital ist das bilanzielle Gegenteil zum Fremdkapital.

 

Fremdkapital (Englisch: debt) sind alle finanziellen Mittel, die einem Unternehmen von Außenstehenden bereitgestellt werden. Es handelt sich dabei also um Finanzmittel aus Darlehen und Krediten, die das Unternehmen mit Zinsen zurückzahlen muss. Neben ausstehenden Verbindlichkeiten werden auch Rückstellungen dazu gezählt.

Dieses Kapital wird von den Gläubigern nur zeitlich befristetet freigestellt. Als Gegenleistung kann der Kapitalgeber mit Zinsen und Tilgung rechnen. Dieser Kapitalteil des Unternehmens gehört demnach fremden Kapitalgebern und nicht den Eigentümern.

Man unterscheidet zwischen kurzfristigem, mittelfristigem und langfristigem Fremdkapital. Dies zeigt den Zeitraum an, bis wann das Kapital dem Unternehmen zur Verfügung steht.

 

Für Investoren bestehen bei diesen Kapitalarten wichtige Unterschiede.

Beim Eigenkapital ist der Eigenkapitalgeber direkt am Unternehmen beteiligt und ist somit Gesellschafter des Unternehmens. Nicht so beim Fremdkapitalgeber, der Investor ist dabei nicht direkt am Unternehmen beteiligt, sondern profitiert nur indirekt durch Zinszahlungen oder eventuell vereinbarte Gewinnbezugsrechte und Verkaufserlösrechte.

Eigenkapital berechtigt den Kapitalgeber, Informationen über das Unternehmen zu erhalten, sowie die Möglichkeit durch ein Mitspracherecht Einfluss auf die Geschäftsleitung zu nehmen. Auch diese Vorteile haben Kapitalgeber von Fremdkapital in der Regel nicht.

 

Das Argument für eine Investition in Eigenkapital eines Unternehmens ist die höhere Gewinnerzielung. Für das Unternehmen ist Eigenkapital ein wichtiger wirtschaftlicher Faktor, denn es steht zeitlich unbegrenzt zur Verfügung.

Der Besitz von ausreichend Eigenkapital ist essentiell für Unternehmen, da der Besitz von zu viel geliehenem Geld für die weitere Entwicklung des Unternehmens hemmend sein kann. Ein hoher Anteil an Eigenkapital spricht für eine wirtschaftliche Stabilität und unternehmerische Unabhängigkeit von Fremdkapitalgebern.

In der Regel erzielt Eigenkapital höhere Erträge als Fremdkapital. Dies drückt sich in der Kennzahl der Eigenkapitalrentabilität aus. Daher ist Eigenkapital die bevorzugte Beteiligungsform für Venture-Capital-Gesellschaften und Business Angels. Für Unternehmen mit ausreichend Eigenkapital ist es einfacher günstigere Kredite bei Banken zu bekommen, als für fremdkapitalfinanzierte Unternehmen, also mit mehr Schulden.

Ein hohes Eigenkapital bedeutet für Unternehmen die Chance weniger von Verlusten getroffen zu werden. Höhere Risiken sind für Unternehmen einfacher zu bestehen.

Die Mitbestimmungsrechte der neuen Gesellschafter können einschränkend wirken für Unternehmer oder Altinvestoren. Da diese direkt am Unternehmen beteiligt sind, werden sie am Erfolg beteiligt. Dabei tragen sie aber auch das Risiko eines möglichen Verlustes. Daher sind besonders die Eigenkapitalgeber am Erfolg des Unternehmens interessiert.

Um den Eigenkapitalanteil zu berechnen, nutzt man diese Formel:

Eigenkapitalanteil = (Eigenkapital / Gesamtkapital) * 100

Der Eigenkapitalanteil sollte zumindest eine Höhe von 20 Prozent aufweisen. Eine geringe Quote könnte finanzielle Schwierigkeiten für das Unternehmen bedeuten.

 

Für die Kapitalart des Fremdkapitals spricht der Umstand, dass Gewinne nicht mit den Fremdkapitalgebern geteilt werden müssen.

Außerdem können die Zinsen von den Steuern abgezogen werden.

Beim Fremdkapital steht das Kapital allerdings nur zeitlich begrenzt zur Verfügung. Auch wenn ein Unternehmen Probleme hat, muss das Geld mit Zinsen an die Gläubiger zurückgezahlt werden. Weiterhin übernehmen die Geber dieser Kapitalart keine Haftung. Sie haben keine Mitspracherechte bei der Unternehmensführung.

Bei einer möglichen Insolvenz werden zuerst die Forderungen der Fremdkapitalgeber behandelt, danach folgen erst die Investoren mit Eigenkapital.

Um den Anteil an Fremdkapital (Fremdkapitalquote) im Unternehmen zu bestimmen, eignet sich folgende Formel:

Fremdkapitalquote (in Prozent) = (Fremdkapital (kurz, mittel oder langfristig) / Gesamtkapital) x 100

Idealerweise sollte die Fremdkapitalquote möglichst kleiner als 50 Prozent sein.

Grundsätzlich ist bei der Berechnung der Fremdkapitalquote festzuhalten, dass wenn der Fremdkapitalanteil am Gesamtkapital niedrig ist, dass das für eine finanzielle Unabhängigkeit des Unternehmens spricht.

Mithilfe der Kennzahl des Verschuldungsgrads können Investoren sich über die Stabilität eines Unternehmens und die Finanzstruktur informieren. Damit kann das Verhältnis von Fremdkapital zu Eigenkapital berechnet werden.

 

Welche Kapitalart favorisieren Sie? Diskutieren Sie mit uns!

Stand vom 25.10.2018 16:39


 





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Jana Biesterfeldt

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