Eine kluge Investmententscheidung zu treffen ist keine leichte Aufgabe. Bestimmte Begriffe sollten Kapitalanleger vor der Investition in Startups und Unternehmen kennen und sich damit auseinandersetzen. Bevor ein Investor sein Geld in Startups oder Unternehmen anlegt, sollte er das Unternehmen überprüfen und sich mit bestimmten Kennzahlen vertraut machen.
Kennzahlen werden zur Beurteilung von Unternehmen herangezogen und aus Unternehmensdaten gewonnen. Sie dienen zur Orientierung für die Kapitalgeber. Sie bieten nur einen eingeschränkten Blick auf das Unternehmen und geben keine Handlungsanweisung vor. Zwei dieser Kennzahlen sind die Ausfallwahrscheinlichkeit und der Verschuldungsgrad.
Vor der Investition sollte der Anleger die Kreditwürdigkeit (oder: Bonität) des Unternehmens prüfen. Die Ausfallwahrscheinlichkeit (Englisch: probability of default) zu bestimmen, heißt das Risiko eines möglichen Verlusts besser einzuschätzen.
Die Kennzahl der Ausfallwahrscheinlichkeit gibt eine Indikation dafür, ob der Kapitalnehmer das Geld in einem bestimmten Zeitraum zurückzahlen kann oder nicht. Sie schätzt die Wahrscheinlichkeit einer Zahlungsunfähigkeit des Unternehmens in einem Zeitraum von einem Jahr ein.
Zur Bestimmung der Ausfallwahrscheinlichkeit wird ein standardisiertes Verfahren in Form eines Ratings durchgeführt. Die wirtschaftliche Lage wird dabei mitbeurteilt. Die Banken nutzen das Rating zur Entscheidung, ob ein Kredit gewährt werden kann oder nicht.
Die Ermittlung der Ausfallwahrscheinlichkeit geschieht auf Basis vergangener Daten des Unternehmens. Ratingagenturen wie Standard & Poor's (S&P), Moody's oder Fitch schätzen unabhängig davon die Bonität von Wertpapieren, Unternehmen und Ländern ein.
Die Ausfallwahrscheinlichkeit hat Einfluss auf den Zinssatz und die Kapitalkosten. Eine hohe Ausfallwahrscheinlichkeit bedeutet ein hohes Kreditrisiko für den Kapitalgeber. Je höher die Eigenkapitalquote des Unternehmens, desto besser wird das Rating ausfallen.
Bei Companisto wird die Ausfallwahrscheinlichkeit alle Investitionen in Startups auf der Plattform immer angegeben. Sie wird von Creditreform ermittelt und neben jeder Investment-Möglichkeit als Probability of Default (PD) angegeben.
Diese Bonitätskennzahl gibt die Wahrscheinlichkeit an, ob ein Kreditnehmer innerhalb eines Jahres gemäß Basel-II-Kriterien (Eigenkapitalvereinbarung) ausfällt. Je niedriger die PD, desto geringer die Ausfallwahrscheinlichkeit. Eine niedrige PD lässt aber keinen direkten Rückschluss auf eine hohe Investitionssicherheit zu. Auch Unternehmen mit einer niedrigen PD haben das Risiko der Zahlungsunfähigkeit.
Die Kennzahl wird hier von der Unternehmensgruppe Creditreform als Ratingagentur ermittelt. Das 1879 gegründete Unternehmen hat es sich zur Aufgabe gemacht, Zahlungsausfälle entweder zu verhindern oder die Auswirkungen zu minimieren.
Der Verschuldungsgrad ist eine weitere Kennzahl. Diese gibt Auskunft über die finanzielle Struktur eines Unternehmens. Damit ist der Verschuldungsgrad ein wichtiges Indiz für eine fundierte Investmententscheidung.
Die Kennzahl des statistischen Verschuldungsgrad (Englisch: debt to equity ratio) gibt das Verhältnis von Fremdkapital zu Eigenkapital in Prozent an. So können Investoren sich über die Stabilität eines Unternehmens und die Finanzstruktur informieren. Der Verschuldungsgrad wird mit folgender Formel berechnet:
Verschuldungsgrad = Fremdkapital / Eigenkapital x 100
Der Verschuldungsgrad sollte nicht höher sein als 200 bzw. nicht höher als im Verhältnis 2:1 stehen. Anders ausgedrückt: Der Anteil von Fremdkapital sollte nicht mehr als doppelt so hoch sein wie das Eigenkapital. Eine Steigerung dieser Kennzahl lässt die Kreditwürdigkeit des Unternehmens sinken.
Je höher der Verschuldungsgrad eines Unternehmens, desto schlechter ist in der Regel das Rating. Ein hoher Verschuldungsgrad kann ein Indikator für eine Insolvenzgefahr sein. Ausreichende Mittel müssen für die Forderungen der Fremdkapitalgeber zur Verfügung stehen.
Im Umkehrschluss bedeutet das: Je höher die Eigenkapitalquote, desto besser das Rating. Das Unternehmen hat so eine gute Möglichkeit, eine gute Finanzierung zu erhalten.
Der Besitz von ausreichend Eigenkapital ist essentiell für Unternehmen, da der Einsatz von zu viel geliehenem Geld für die weitere Entwicklung des Unternehmens hemmend sein kann. Denn Fremdkapital ist mit Tilgung verbunden. Das bedeutet, das Unternehmen muss finanzielle Mittel für Zinsen auf geliehenes Geld aufbringen, was die Handlungsfreiheit einschränkt.
Ein hoher Anteil an Eigenkapital spricht für eine wirtschaftliche Stabilität und unternehmerische Unabhängigkeit von fremden Kapitalgebern. In der Regel erzielt Eigenkapital höhere Erträge als Fremdkapital. Fremdkapital ist Kapital, das dem Unternehmen nur befristet zur Verfügung steht und zeitnah wieder zurückgezahlt werden muss.
Ein höherer Verschuldungsgrad kann in manchen Fällen gewünscht sein, zum Beispiel wenn ein Unternehmen neue Investitionen tätigen muss. Weiterhin unterscheidet man in der Finanzbranche noch den dynamischen zum statistischen Verschuldungsgrad.
Diese Kennzahl des dynamischen Verschuldungsgrades zeigt den Zeitraum auf, bis wann die Verschuldung durch Umsatz zurückgeführt werden kann. Es handelt sich um die Zeit, die ein Unternehmen braucht, um seine Schulden zurückzuzahlen. Finanzierungsprobleme des Unternehmens lassen sich dadurch analysieren. Die Formel dazu lautet:
Dynamischer Verschuldungsgrad = Fremdkapital / Cashflow
Ein Beispiel zur Verdeutlichung: Ein Unternehmen weist ein Fremdkapital in Höhe von 10 Millionen Euro auf. Der Cashflow beträgt 5 Millionen Euro. Die Berechnung des dynamischen Verschuldungsgrades beträgt nach dieser Formel: 10 Millionen Euro / 5 Millionen Euro = 2. Die Verschuldung kann in zwei Jahren zurückgeführt werden.
Ein dynamischer Verschuldungsgrad von über 18,0 wird als negativ bewertet. Kapitalintensive Unternehmen können Ausnahmen darstellen, da sie durch Vermögensgegenstände gestützt werden. Ein hoher dynamischer Verschuldungsgrad muss bei solchen Unternehmen nicht das Risiko erhöhen.
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Stand vom 11.09.2018 16:54